Februar 3

Chefchaouen Rif

Chefhaouen

Hier in diesem kleinen blau-weißem Ort endet unsere gemeinsame Tour durch Marokko. Der Regen passt sogar zur besinnlichen Abschiedsstimmung. Eva lädt uns noch zu einem Abschiedsessen in der malerischen Altstadt ein. Am nächsten Morgen fahren drei Mobile zur Fähre nach Tanger-Med. Wir anderen drei müssen noch zwei Tage ausharren, bis unsere Fähre nach Genua ausläuft.

Ich mache mich auf den Weg zur Mittelmeerküste quer durch das Rif. Eine wilde Gebirgslandschaft, in der die Bauern ziemlich viel Cannabis anbauen, den sie offiziell gar nicht verkaufen dürfen!

Brotbackofen

Ende der Marokkotour vom Mitte Dezember 2017 bis Anfang Februar 2018

Jetzt stehe ich am Heck der Autofähre nach Genua. Windy verspricht ruhige See für die Zeit der Überfährt. Meine Kabine ist in Ordnung und liegt weit vorne, dort ist das Motorgeräusch geringer.

Gibraltar grüßt Afrika

Von den Küstenbergen hatte ich eine grandiose Sicht nach Europa.

Am Straßenrand stehen vereinzelt Schwarzafrikaner, die mitgenommen werden wollen. Im Fährhafen gibt es mehrfache Kontrollen auf illegale Mitreisende. Zuletzt sogar mit Röntgengerät, welches über der Fahrzeugreihe hingeführt. (Man verlässt natürlich das Auto während der Prozedur.)

Februar 2

Die Königsstädte Fès und Meknes

Sonntag, 28. Januar: Fès

Wir, also auch ich, sind schon ein wenig gesättigt von den vielen Eindrücken der vergangenen Wochen. Und, das darf auch sein, reisemüde. Die Lage der Stadt, die Vielfalt der Stadtteile – besonders die riesige Medina Fès el-Bali – sind so faszinierend, dass ich begeistert bin und die Unannehmlichkeiten, wie den kalten Wind und die ungemütliche Übernachtung auf dem Parkplatz am Bab Boujeloud als nebensächlich betrachten kann.
Am ersten Tag laufen wir durch das ehemalige Judenviertel Fes el-Djedid sowie an den goldenen Toren des Königspalastes vorbei. Ich lasse mich per Taxi zum Waffenmuseum in der Festung Bordj Nord fahren. Nicht weil ich sonderlich an der Waffensammlung interessiert bin, sondern weil man vom Dach des Museums eine gute Aussicht über die Medina bis zu den schneebedeckten Bergen des Mittleren Atlas bekommt.

Am Abend trifft sich unsere Gruppe mit Thomas Friedrich, der in Marokko eine Olivenplantage und weitere Geschäfte betreibt. Wir sitzen in einem Restaurant zusammen und Thomas beantwortet nicht nur unsere Fragen zum Land, sondern erzält sehr ausführlich von den Problemen, die eine Familie oder die ein Unternehmer täglich bewältigen muss. Für uns unvorstellbare bürokratische Verhältnisse wie etwa der Umstand, dass eine Geburtsurkunde nur drei Monate Gültigkeit hat und daher bei jedem Bedarf neu ausgestellt werden muss. Die Mentalität und die religiöse Ausrichtung der Bevölkerung die man als Tourist exotisch empfindet, muss ein Mitteleuropäer, der hier Familie und ein Unternehmen hat, gut kennen und beachten. Thomas betreut mit seiner Familie nebenher noch zwei schwererziebare Jungen aus Deutschland.

Am nächsten Morgen, Montag, 29. Januar, führt uns Christian durch die Medina. Wir legen in den verwinkelten Gassen eine Wegstrecken von mehr als 10km zurück und bekommen einen guten Einblick in die große Altstadt.

 

Nichts für empfindliche Nasen ist der Besuch bei den Gerbern. Wir Besucher erhalten gleich mal etwas Pfefferminzkraut als Gegenmittel zum Geruch. Dann steigen wir 4 Stockwerke zu einer Aussichtsterrasse hoch. Von dort hat man einen Überblick über die vielen Bottiche ais Beton mit diversen Flüssigkeiten zum Gerben und Färben des Leders. Die Männer arbeiten mit Händen und Füßen teilweise stehend im Bottich. Wir erhalten von einem Führer Erklärungen auf Deutsch zum Gerb- und Färbvorgang. Er spielt durch Hinweis auf „natürliche“ Gerbstoffe und Farben die gesundheitliche Gefahr der Arbeit herunter. Klar, dass er anschließend den Kauf von Lederwaren in den unteren Stockwerken empfielt. Die Qualität der Angebote scheint hier wirklich gut zu sein.

Einer der vielen Brunnen
Koranschule

Brunnen gibt es viele in der Medina. Leider sind nur noch wenige in Betrieb. Hier ein besonders schön verzierter neben ein Moschee.

Wir können eine ehemalige Koranschule besichtigen. Die Wohnräume der Schüler befinden sich in den oberen Stockwerken.

Beim gemeinsamen Mittagessen im oberen Stockwerk eines Restaurants sind wir überrascht durch angenehmes Ambiente, schnelle Bedienung, gutes Essen und moderate Preise. Das ist in Fès nicht selbstverständlich, denn die Stadt ist schon sehr auf Touristen eingestellt.

 

 

 

Dienstag, 30. Januar:

Nach einer zweiten Nacht auf dem Parkplatz in Fès fahren wir nach Meknes, der dritten Königsstadt auf unserer Reise. Dort hatte der Alawidenherrscher Moulay Ismail große Paläste gebaut. Heute erstreckt sich über dem Gelände der zerstörten Paläste ein Golfplatz – und der gehört dem König! Wir starten sehr früh, um bis 10 Uhr morgens auf dem Parkplatz zu sein. Eine sehr gute Entscheidung, denn es wird dort eng werden tagsüber.

Bab El Mansour in Meknes

 

Meknes ist dennoch Interessant wegen der Handwerker in der Medina. Weber, Schreiner, Eisen- und Kupferschmiede u.a. Eine Besonderheit sind auch die Damaszenerarbeiten, bei denen Muster mit feinen Silberdrähten auf aufgeraute Eisenplatten aufgehämmert werden.

Die Verkaufsstände in der kleinen Markthalle mögen vor 100 Jahren schon genauso ausgesehen haben. Und bestimmt roch es damals auch so undefinierbar. Olivenberge über denen der Verkäufer thront, Metzger, die Kuhfüße, Ziegenköpfe, Innereien aller Art anbieten, Geflügelhändler unter Girlanden aus ganzen geschlachteten Hühnern daneben auch an den Füßen zusammengebundene lebende Hühner, Bäcker mit Unmengen von Kleingebäck, Gewürzhändler, die ihre Würzmischungen zu bunten Bergen türmen und ganz am Ende hocken Bäuerinnen mit Töpfen voller Nudelkringel, die anscheinen schon mal angebraten sind. Da möchte ich schon mal probieren, traue mich dann doch nicht.

Einkaufsgetümmel

Den ganzen Abend tobt in der Altstadt das Geschrei der Händler. Man kommt kaum durch die Gassen, so drängen sich die Menschen an den unzähligen Ständen mit Kleidern, Haushaltsartikeln und sonstigem Krimskram vorbei. Es sind Einheimische, Touristen sehe ich kaum und es gibt auch keine Belästigungen durch Verkäufer. Zurück am Bus bis ich richtig erleichtert, diesem Getümmel entkommen zu sein!

Januar 27

Schnee im Mittleren Atlas

Die Wettervorhersage „Kälte und Schnee auf dem Atlas“ trifft heute, am Samstag, den 27. Januar, zu.

Doch wir haben Glück, brauchen keinen Umweg machen, sondern können, wie geplant, die Pässe zwischen Er-Rachidia und Azrou über den Mittleren Atlas befahren. Anfangs fahre ich noch im Sonnenschein entlang der Ziz-Schlucht und durch den Tunnel der Legionäre (der einzige Tunnel auf der 3500km langen Marokko-Tour).
Später ändert sich das Wetter im Minutentakt. Noch ohne Schneefall überquere ich den Col du Zad mit 2200m Höhe. Kurz danach ziehen dunkle Wolken auf und da blockiert man plötzlich mit einer Schneeschranke den Verkehr. Nach 10 Minuten lassen die Polizisten die kleineren Fahrzeuge weiterfahren. Es graupelt ein wenig, dann scheint wieder die Sonne und Wolken treiben niedrig über Berge.

Am Straßenrand parken viele Marokkaner ihre Autos, machen Selfies mit winterlichem Hintergrund und die Kinder fahren Schlitten. Die Straße windet sich durch einen schönen Zedernwald hinunter nach Azrou. An der Straße warten nicht nur Hunde, sondern auch Affen auf Futter. Trotz Kälte und Wind breiten Familien am Straßenrand und im Wald Decken aus und machen Picknik.
Die Fahrt heute ist für wintergewohnte Mitteleuropäer nichts aufregendes gewesen. Spannend war halt die Ungewissheit, wie man hier mit Schnee und eventuell Glatteis umgeht. Dafür gibt es wohl die Schneeschranken, mit denen ein Straßenabschnitt schnell blockiert wird, um Fahrer davon abzuhalten, sich und andere in Gefahr zu bringen.
Soweit also geschafft bis zu dem kleinen Campingplatz bei Azrou in 1450m Höhe. In der Nacht erwarten wir -5°C, das werde ich dank Strom und Standheizung gut überstehen. Morgen, in Fes, sollte es mit 10° wieder kuschelig warm werden!

Januar 26

Ziz-Tal und Meski

Donnerstag, 25. Januar:

Es geht nach Norden, wir verlassen Erg Chebbi auf einer guten Piste und bald auf neuer Teerstraße nach Erfoud und dann durch das palmenreiche Oasental des Ziz.

Am Ortsausgang von Erfoud gibt es eine große Fossilienschleiferei. Ich schließe mich der kurzen Vorführung einiger Arbeitsgänge (Schneiden, Meißeln, Ausfräsen und Polieren) an.Das ist nicht die eigentliche Fabrikation, denn im Verkaufsbereich befinden sich so viele große Stücke, die unmöglich mit den kleinen Maschinen und Werkzeugen hergestelt werden können. Man bietet große Tischplatten an, Waschbecken und sogar Sitztoiletten aus poliertem fossilienhaltigen Marmor. Wer braucht denn so etwas?

Ziel für die nächsten zwei Übernachtungen ist der kleine Ort Meski. Dort haben Franzosen (als sie noch das Land beherrschten) die Wasserquellen in mehreren Becken gefasst. Im größten kann man sogar schwimmen. Neben der Quelle und dem Badebecken stehen wir auf einem schattiger Campingplatz. Sehr schön, aber in den Sanitäranlagen wieder recht schmuddelig und heruntergekommen. Die ansässigen Andenkenhändler betreuen nebenher den Campingplatz. Sie sind sehr aufdringlich, fragen nach Kleidung oder gar nach Alkohol.

Freitag, 26. Januar:Mohammed, einer der Andenkenhändler und der recht gut Deutsch spricht, führt uns heute Mittag durch das verlassene Dorf Meski. Die Franzosen hatten nämlich auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses eine Straße gebaut (und die Blauen Quellen angelegt). Dort gab es also Elektrizität, Wasser und Verkehrsanbindung.

Im alten Dorf waren die aus Kalksteinen und Lehm gebauten Häuser ziemlich baufällig. Folglich verließ man vor etwa 60 Jahren das Dorf und zog auf die andere Seite des Flusses.

Wir müssen den Fluss auf Steinen überqueren. Oberhalb unserer Furt waschen Frauen die Wäsche. Es gab auch früher keine Brücke. Der Zugang zum Dorf ging stets durch den Fluss.

Mohammed erklärt geduldig das Leben der seinerzeit 2500 Einwohner. Neben dem Dorf konnten Karawanen lagern, die Dromedare waren in einer Senke vor Wind geschützt und die Begleiter konnten in Felshöhlen übernachten. Vom Plateau, auf dem das alte Dorf steht, hat man eine schöne Aussicht über die Palmenoase im Flusstal und zu Höhen des Atlas. 

Am Abend essen wir in der Wohnung des Vaters von Mohammed zu Abend. Es gibt Tajine mit Hammel, Kartoffeln und Gemüse. Das Essen ist reichlich und recht gut. Mohammed ist nicht anwesend, sein Vater und sein Cousin bedienen und leisten uns Gesellschaft.

Spannend wird morgen die Fahrt nach Norden werden. Das Wetter an der Nordseite des Atlas hat sich verschlechtert und es hat heute dort geschneit, dass ein Pass, über den wir morgen fahren wollen, heute gesperrt worden ist. Es ist für unsere Verhältnisse vielleicht nicht soviel Schnee, doch Winterausrüstung für Fahrzeuge dürfte in Marokko Seltenheitswert haben, sodass sicherheitshalber schon bei geringer Schneedecke eine Passstraße gesperrt werden muss.

Christian und Eva wollen morgen früh nochmals bei der Polizei anfragen, ob der Pass wieder offen ist. Wir stellen uns schon mal auf einen Umweg von 300km ein, den den wir mit großer Wahrscheinlichkeit machen müssen.

 

Januar 24

Sahara Sand

Dienstag, 23. bis Donnerstag, 25. Januar:

Grob angegeben führt die Route am Dienstag von Tinerhir über Tinejdad, Erfoud nach Rissani und von dort zur Erg Chebbi, dem großen Sanddünengebiet in Marokko.

Etwa 200km lang ist die Anfahrt, mit etlichen Sehenswürdigkeiten unterwegs. Ich habe mich beschränkt auf den Besuch des Museums „El Khorbat“. Ein höchst interessantes Museum über die Kultur der Berber. Ich empfand die Informationen als sehr hilfreich zum Verständnis dessen, was ich in diesen Wochen gesehen habe. Einmalig für ein Museum sind die mehrsprachigen Texttafeln, die schlicht erklären ohne belehrend zu wirken. Richtig erholsam ist das im Vergleich zu den heute in Museen üblichen langathmigen multimedialen Berieselungen. Das Museum ist in einem Lehmbau des Dorfes El Khorbat untergebracht und gehört zu gleichnamigen Maison d’Hotes.

Unsere Gruppe trifft sich in Rissani, um von dort zusammen in die Erg Chebbi zu fahren. Vorher gibt’s noch Berberpizza „All you can eat“ in einem Cafe. Berberpizza, das ist im Prinzip ein Brot in Fladenform, das mit Hackfleisch oder/und Gemüse gefüllt und dann erst gebacken wird. Gut gesättigt zuckeln wir, angeführt von Christian, im Konvoi los. Er legt die Zufahrt teilweise über Pisten, wodurch unsere Annäherung an den Sanddünen richtig spannend wird.

Ja, dann stehen wir direkt an der Düne bei einem neu in Lehm aufgebauten Hotel. Ich laufe gleich hinein in die Dünenlandschaft, um das Abendlicht zum fotografieren auszunutzen.

 

Am Mittwoch bekommt mir erstmal Nichtstun gut! Zum Sonnenuntergang lasse ich mich gemeinsam mit 4 Mitreisenden von Dromedaren auf eine Düne tragen. Ein bischen steigen wir noch zu Fuß auf und finden dann ein wunderbares Plätzchen auf dem Dünenkamm.

Donnerstag, 25. Januar vor Sonnenaufgang:

Januar 21

Schluchten im Hohen Atlas

Freitag, 19. Januar:

Nachmittagswanderung am Fuß der Affenpfoten Felsen in eine versteckte schmale Schlucht. Gemeinsames Abendessen mit leckerem Couscous am Campingplatz.

Am Morgen des 20. Januar fahre ich noch hinauf zu den Serpentinen in der Dadesschlucht. Im Tal gibt es auffallend viele Silberpappeln und Feigenbäume.

Anfahrt zur Dades Schlucht

Ich genieße im Café mit Ausblick auf diese Serpentinen den wärmenden Sonnenschein, denn die Nacht im Bus war wieder sehr kalt; Socken und Mütze im Bett sowieso, und ab 5 Uhr morgens auch noch die Standheizung an. Die Nacht hat Frost gebracht, zu sehen an der Eisdecke auf den Pfützen der Straßen.

Moschee Iklane

Weiter am Mittag dann zur TodrhaschluchtEs gibt eine Straßenverbindung über die Berge. Allerdings verläuft die Schotterstraße über einen 2800m hohen Pass, was im Winter nicht zu machen ist. So fahre ich brav aus der Dades Schlucht hinaus und über die N10 nach Tinghir und besuche dort noch die Moschee der ehemaligen Koranschule Iklane. Spät erreiche ich unseren Komfortcamping am Hotel „Atlas“ am Eingang der Todrhaschlucht.

Hauptgang Zitronenhühnchen

Wir lassen uns am Abend im Hotel mit Zitronenhühnchen verwöhnen. Das Essen, incl. Suppe und Nachtisch war außergewöhnlich gut. Die Gruppe beschließt, an diesem Platz drei Nächte zu bleiben. Ein wenig besorgt sind wir über die künftige Wetterentwicklung mit tieferen Temperaturen und Schneefall im Norden in etwa 6 Tagen. Vorerst rechnen wir hier tagsüber mit Sonnenschein bei 18°.

Der Sonntagvormittag, 21. Januar ist der Wäschepflege gewidmet. Zwischen den Palmen flattern bald Hemden, Socken usw. Am Nachmittag fahren wir, auf drei Fahrzeuge verteilt, in die Schlucht hinein. Steil aufragende Felswände (beliebt bei Kletterern) lassen kaum Sonnenlicht auf den Boden der Schlucht. Die Durchfahrt ist gut mit den Autos zu bewältigen. Oberhalb der Schlucht kennen Eva und Christian ein Café Restaurant, wo wir den Nachmittag in der Sonne verbringen.

Auf der Rückfahrt lasse ich mich mit einem Teppichhändler ein, der mich zu einer Kooperative im nahen Dorf führen will. Es ist aber nur ein Händler. Er hat eine reiche Auswahl an Teppichen. Ich mache den Fehler, mein Gefallen an einem Kelim offen zu zeigen. Der Verkäufer nennt natürlich einen überhöhten Preis, den ich nicht hartnäckig genug herunterhandle. Vielleicht lerne ich es irgendwann. Der Kelim ist wirklich sehr schön!

Am östliche Flussufer liegen die ursprünglichen Dörfer, deren Häuser und Kasbahs aus Lehm gebaut sind. Die Bewohner haben sich neue Häuser aus Stein und Beton mit Wasseranschluss, Abwasser und Elektrizität am gegenüberliegenden Ufer gebaut. Sie überlassen die Lehmbauten dem Verfall. Es kann nicht mehr lange dauern, bis das natürliche Baumaterial zu kleinen und großen Hügeln am Rand der Palmenoase zusammengesunken ist. Wer will den Bewohnern verdenken, dass sie ein pflegeleichtes modernes Haus dem reparaturanfälligen Lehmhaus vorziehen?

Lehmdorf an der Todrhaschlucht
Lost places
Januar 21

Kasbahs satt

Mittwoch, 17. Januar:

Der Wind hat sich heute gelegt. Ich fahre von Zagora nach Agdz. Es geht durch das Draa Tal in Richtung Anti-Atlas. Hier häuft sich in den Dörfern schon die Lehmarchitektur der Kasbahs. Das sind burgartige Wohnanlagen vermögender Familien. In ihnen wohnten – in wenigen sogar heute noch – die Angehörigen der Familie, ihre Bediensteten und einiges Vieh. Auffallend ist die gleichartige Struktur der Bauten, mit oft quadratischem Grundriss, 4 Ecktürmen und einem Innenhof. Die Außenwände, besonders an den Türmen sind verziert.

Innenhof der Kasbah Timidarte

Ich habe eine in alter Handwerkstechnik renovierte Kasbah (Kasbah Timidarte) besichtigt, die nun ein Herberge ist. Die Zimmer sind in jedem der drei Stockwerke über Gänge um den Innenhof herum zugänglich. Die Renovierungsarbeit wurde vom Staat mit dem Preis für verantwortlichen Tourismus ausgezeichnet. Eine gute Adresse, um seinen Campingbus mal einfach für eine angenehme Übernachtung zu verlassen.

Das Dorf Tamnougalte
Eingangstor der Kasbah des Caids

Ich wandere auch noch durch das Dorf Tamnougalte. Hier steht die älteste Kasbah des Draa-Tals, die große und teilweise renovierte Kasbah des Caids. Allein schon der Gang durch das Dorf mit den verfallenen Lehmbauten ist ein Erlebnis. Die Kasbah des Caids kann man auch besichtigen, was ich mir wegen Zeitmangel erspare. Schließlich muss ich noch bei Tagslicht zu unserem Tagesziel, dem Campingplatz in Agdz kommen.

 

 

Der folgende Donnerstag, 18. Januar ist der etwas längeren Fahrt durch den Anti-Atlas über Tazenakht nach Ait Ben Haddou gewidmet. An der Strecke liegt ein Bergbaugebiet (Kobaltmine?).

Teppichkooperative in Tazenakht

In Tazenakht gibt es viele Teppichkooperativen. Wir besichtigen eine, sehen zwei Frauen bei ihrer Arbeit am Webstuhl zu. Die Qualität der Teppiche bewerten unsere mitreisenden Teppichspezialisten als hervorragend. Auch die Preise offensichtlich angemessen. Ich kann mich mit meinen geringen Kenntnissen der Materie nicht zum Kauf eines Teppichs entschließen.

 

Die Kasbahs in Ait Ben Haddou

In Ait Ben Haddou stehen die Kasbahs dicht an dicht, dass die Andenkenhändler kaum Platz dazwischen haben. Im Abendlicht steige ich noch durch die Gassen nach oben. Da die Tagestouristen schon abgezogen sind, habe ich freien Blick über dieses einmalige Ensemble.

In Ait Ben Haddou

Wenn ich dachte, nun ist es genug mit Kasbahs, habe ich mich sehr getäuscht. Es geht nämlich am nächsten Tag (Freitag, 19. Januar)  verstärkt weiter. Das ganze Dades-Tal ab Ouarzazate ist von Dörfern mit (meist verfallenen) Kasbahs geprägt. So oft mag ich denn doch nicht anhalten und fotografieren. Jedenfalls erreiche ich noch rechtzeitig zum Start einer kleinen Wanderung den Campingplatz „Pattes des singes“ bei den Affenpfotenfelsen.

Januar 15

Zwei gemeinsame Mahlzeiten

Samstag, 13. Januar:

Tata verlasse ich ungern, zumal mein Stellplatz in VW-Bus-Größe so angenehm schattig ist. Wir fahren nach Foum Zguid (wer kann sich solche Ortsnamen merken?). Die Fahrt auf der N12 ist wieder eindrucksvoll:

Oasendorf am Fluss

Der Grillabend

Gemeinsames Grillen ist angesagt. Eva besorgt das Grillgut und wir steuern Salat, Kuchen oder Nachtisch bei. Ich biete einen Nachtisch mit einer Art Tiramisu (Mürbegebäck überdeckt mit Sahnequark und Granatäpfelkernen, dazu Obstsalat). Wir sitzen noch lange bei Kerzenlicht an der langen Tafel zusammen.

In dem kleinen Ort, bietet man Jeeptouren in die Wüste an. Vermutlich deshalb gibt es etliche Autowerkstätten, die sich der ramponierten Fahrzeuge annehmen.

Auch das nächste Abendessen nehmen wir gemeinsam ein, diesmal mit Tajine und Salat, organisiert und geliefert vom Campingplatzwart. – Wieder ein gelungener Abend!

Januar 14

Erholung in Tata

Was, schon wieder Erholung? Doch, die vergangenen drei Tage waren so eindrucksvoll, dass ich gerne einen Tag pausieren kann.

Donnerstag, 11. Januar:

Wir bleiben 2 Nächte auf dem angenehmen Campingplatz „Palmiers“ 10 Gehminuten bis zum Zentrum von Tata. Dort sitze ich mal einfach nur in einem Café, schlendere an den vielen kleinen Läden und Werkstätten vorbei. Ich brauche Quark, den es im ersten kleinen Einraumladen nicht gibt, man reicht mich freundlich zum nächsten weiter und im dritten werde ich fündig. Das ist zwar umständlicher, als man es gewohnt ist, dafür bei Erfolg um so befriedigender.

Im Palmengarten bei Tata
L’orgue d’or

Und überhaupt ist der Ort Tata und seine Umgebung eine gute Adresse für einen längeren Aufenthalt. Ich wandere zu einem Marabut, dessen kleines Mausoleum auf einer Bergkuppe steht. Der Weg führt erst durch einen schönen Oasengarten. Das Wasser der Oase wird in festgelegten Zeitabschnitten auf die Gärten verteilt. Man misst heute noch jeden Zeitabschnitt mit einer Wasseruhr. Das ist einfach eine Schüssel mit Loch im Boden, die mit Wasser randvoll aufgefüllt wird. Durch das Loch leert sich die Schüssel in immer demselben Zeitabschnitt. Der Wächter sagt mir, dass es etwa 30 Minuten dauert. Damit alles mit rechten Dingen zugeht, sind 2 Männer bei der Zeitmessung zugange!

Im Agadir

Der Marabut gehört zu einem Agadir aus Lehmbauten. Zum Teil sind die Lehmhäuser bewohnt, doch vieles ist leider verfallen. Ich finde tatsächlich durch dunkle Gänge mit maroden Überdachungen den Weg nach oben. Beim Mausoleum mit Blick über Tata und in die Berge mache ich Pause und bekomme über die Lautsprecher der Moscheen im Tal mehrstimmig die Freitagsgebete mit.

Januar 13

Imi Ouzlag – wo ist das denn?

Abschied von Amtoudi

Imi Ouzlag

Mittwoch, 10. Januar:

Ein kleines Dorf besuchen wir, das kein Reiseführer erwähnt. Hier kennen Eva und Christian, unsere Reisebegleiter, die Familie des „gewählten“ Bürgermeisters Hassan. Wir sind für einen Tag Gäste der Familie. Das nicht unvorbereitet, denn wir sind vor der Abreise informiert worden, damit wir ausreichend Gastgeschenke (Kleidung, Spielsachen, Gebrauchsgegenstäne) einpacken konnten.

Das Wohnhaus der Familie ist ein Anbau an das alte Lehmhaus. In letzterem sind heute seine Ziegen untergebracht. Im neuen Wohnhaus gibt es einen sehr großen saalartigen Raum, in dem Gäste (also auch wir) empfangen werden.

Wir sitzen auf Polsterbänken in dem Raum, bekommen Brot zum Eintunken in Schälchen mit Honig, Olivenöl, Aprikosenmarmelade und „Berbernutella“ im Idealfall aus Arganöl, Mandeln und Honig. Die Ehefrau von Hassan betritt den Raum nicht in unserer Anwesenheit, sondern bringt die Speisen bis an die Tür, übergibt sie dort Hassan, der sie auf unsere Tische vertelt. Anschließend bereitet er Tee richtig zeremoniell. Er füllt beispielsweise ein oder zwei Gläser mit Tee und leert sie danach zurück in die Teekanne. Beides geschieht in hohem Bogen, damit letztendlich die Mischung stimmt und sich ein gewisser Schaum entwickelt. Das dauert dann recht lange und es entsteht ein anregendes (für mich nicht sehr bekömmliches) Getränk. Die Schwester von Hassan setzt sich resolut über die Sitte hinweg, dass Frauen den Gastraum nicht betreten, sie stürmt herein und begrüßt uns fröhlich mit Handschlag!

Fenster im Lehmhaus
Dachterrasse im Lehmhaus

 

Außer Hassans Haus sehen wir noch ein bewohntes Lehmhaus des Dorfes. Mir gefällt es in dem verwinkelten Haus mit den sauber verputzten Wänden sehr gut. In jedem der Häuser gibt es mindestens eine Dachterrasse, von der aus man über die Dächer des Dorfes schauen kann.

Palmengarten des Dorfes
Der Friedhof

Christian führt uns noch durch die Gärten des Dorfes, am Friedhof vorbei und zu ein paar kleinen prähistorischen Felszeichnungen.

Zum Abendessen bekommen wir eine Tajine mit Ziegenfleisch und hervorragendem Couscous. Eva übernimmt diesmal die Zeremonie des Händewaschens; mit Wasserkanne, Auffangbecken und Handtuch geht sie von Gast zu Gast.

Nach den Informationen unserer Reiseleiter Eva und Christian gibt es im Dorf noch einen „amlichen“ Bürgermeister. Dabei scheint mir der „gewählte“ die Vertrauensperson des Dorfes zu sein, der als Bindeglied zwischen den Bewohnern und dem Vertreter der Staatsmacht, also dem „amtlichen“, dient. Eva legt auch großen Wert darauf, dass die Frauen die als Gastgeschenk mitgebrachten Dinge erhalten, oder zumindest erfahren, was mitgebracht wurde, da zu befürchten ist, dass die Männer manches gerne für sich behalten und für eigene Geschäfte verwenden.

Am Abend wird die Gruppe noch zur Hochzeitsfeier in der Nähe eingeladen. Von uns nehmen nur 3 Frauen und ein Mann die Einladung an. Das bedeutet für diese, dass sie ein Gastgeschenk mitbringen müssen. Die Frauen bekommen Röcke und Kopftücher ausgeliehen. Natürlich feiern die Geschlechter in getrennten Räumen. Essen und Trinken gibt es für die Frauen erst, wenn die Männer fertig sind. Für mich war klar, dass ich eine zeitige Nachtruhe vorziehe.