Schluchten im Hohen Atlas
Freitag, 19. Januar:
Nachmittagswanderung am Fuß der Affenpfoten Felsen in eine versteckte schmale Schlucht. Gemeinsames Abendessen mit leckerem Couscous am Campingplatz.
Am Morgen des 20. Januar fahre ich noch hinauf zu den Serpentinen in der Dadesschlucht. Im Tal gibt es auffallend viele Silberpappeln und Feigenbäume.
Ich genieße im Café mit Ausblick auf diese Serpentinen den wärmenden Sonnenschein, denn die Nacht im Bus war wieder sehr kalt; Socken und Mütze im Bett sowieso, und ab 5 Uhr morgens auch noch die Standheizung an. Die Nacht hat Frost gebracht, zu sehen an der Eisdecke auf den Pfützen der Straßen.
Weiter am Mittag dann zur Todrhaschlucht. Es gibt eine Straßenverbindung über die Berge. Allerdings verläuft die Schotterstraße über einen 2800m hohen Pass, was im Winter nicht zu machen ist. So fahre ich brav aus der Dades Schlucht hinaus und über die N10 nach Tinghir und besuche dort noch die Moschee der ehemaligen Koranschule Iklane. Spät erreiche ich unseren Komfortcamping am Hotel „Atlas“ am Eingang der Todrhaschlucht.
Wir lassen uns am Abend im Hotel mit Zitronenhühnchen verwöhnen. Das Essen, incl. Suppe und Nachtisch war außergewöhnlich gut. Die Gruppe beschließt, an diesem Platz drei Nächte zu bleiben. Ein wenig besorgt sind wir über die künftige Wetterentwicklung mit tieferen Temperaturen und Schneefall im Norden in etwa 6 Tagen. Vorerst rechnen wir hier tagsüber mit Sonnenschein bei 18°.
Der Sonntagvormittag, 21. Januar ist der Wäschepflege gewidmet. Zwischen den Palmen flattern bald Hemden, Socken usw. Am Nachmittag fahren wir, auf drei Fahrzeuge verteilt, in die Schlucht hinein. Steil aufragende Felswände (beliebt bei Kletterern) lassen kaum Sonnenlicht auf den Boden der Schlucht. Die Durchfahrt ist gut mit den Autos zu bewältigen. Oberhalb der Schlucht kennen Eva und Christian ein Café Restaurant, wo wir den Nachmittag in der Sonne verbringen.
Auf der Rückfahrt lasse ich mich mit einem Teppichhändler ein, der mich zu einer Kooperative im nahen Dorf führen will. Es ist aber nur ein Händler. Er hat eine reiche Auswahl an Teppichen. Ich mache den Fehler, mein Gefallen an einem Kelim offen zu zeigen. Der Verkäufer nennt natürlich einen überhöhten Preis, den ich nicht hartnäckig genug herunterhandle. Vielleicht lerne ich es irgendwann. Der Kelim ist wirklich sehr schön!
Am östliche Flussufer liegen die ursprünglichen Dörfer, deren Häuser und Kasbahs aus Lehm gebaut sind. Die Bewohner haben sich neue Häuser aus Stein und Beton mit Wasseranschluss, Abwasser und Elektrizität am gegenüberliegenden Ufer gebaut. Sie überlassen die Lehmbauten dem Verfall. Es kann nicht mehr lange dauern, bis das natürliche Baumaterial zu kleinen und großen Hügeln am Rand der Palmenoase zusammengesunken ist. Wer will den Bewohnern verdenken, dass sie ein pflegeleichtes modernes Haus dem reparaturanfälligen Lehmhaus vorziehen?