Dezember 18

Larache und Lixus

Sonntag, 17. Dezember:
Ralf, ein einzelner Mitreisender, fährt mit mir zu den phönizischen und römischen Ausgrabungen „Lixus“ bei Larache. Wir lassen uns von einem Führer über das Gelände begleiten. Es gibt für Laien nicht so sehr spektakuläres zu sehen, eher Andeutungen der ehemaligen Theateranlage, Thermen und Tempel.

Doch die Lage über dem mäandernden Fluss ist wunderschön (Ralf erkennt in der Flusslandschaft die Elbe bei Dresden wieder!).
In Sichtweite liegt die weiße Hafenstadt Larache am Atlantik. Ein schöner Ausflug in angenehmer Gesellschaft.

Zurück in Asilah treffen wir zum späten Abend den Rest der Gruppe. Eigenartiger Weise sind wir jetzt 7 statt der versprochenen 6 Fahrzeuge. Der Ortsrundgang fällt wegen der Verspätung der Anreise recht knapp und wenig informativ aus. Alles freut sich nun auf das versprochene Abendessen. Doch das reservierte Restaurant ist geschlossen. Als Ersatz zwängen wir uns in ein kleines Etablissement. Dessen Küche – falls es überhaupt so etwas gibt, ist hoffnungslos überfordert. Nach einer Stunde Wartezeit bekommen wir drei lieblos zusammengestellte Tajine, zähes Huhn, kaum Gemüse und alles mit matschigen Pommes überdeckt. Die müssen wir uns zu zwölft teilen. Es gibt noch eine kaum genießbare „Fastensuppe“, die anscheinend von anderenorts angeschleppt wurde. Löffel sind Mangelware. Schade, dass die Gruppenreise so beginnt.

Dezember 18

Von Tanger nach Asilah

Samstag, 16. Dezember:
Wecken vom Gebetsruf (registrierte im Halbschlaf Sirenengeheul).
Erstes Ziel ist Cap Spartel mit seinem Leuchtturm – markiert die Einfahrt in die Straße von Gibraltar.

Das Café lädt mich doch gleich zum ersten Espresso, denke ich, doch ich sehe Marokkaner beim Frühstück und lasse mich verführen, ebenfalls ein Frühstück zu bestellen – Volltreffer! Frische Fladen aus verschiedenen Getreiden, süße Aufstriche, Käse, Ei. Dazu Kaffee, Orangensaft und Wasser. Das reicht mir bis zum späten Abend.
Ich nehme dann eine küstennahe Route, die mein Navi zwar nicht kennt, die jedenfalls teilweise gut ausgebaut ist. Offensichtlich in Erwartung größerer Touristenströme zur Sommerzeit. Denn viele Bauprojekte, davon manche schon wieder ruinös, sehen nach Sommerferienwohnungen aus.
Ein riesiges Projekt nennt sich „Ibn Battuta“, besteht aber im wesentlichen aus vierspurigen Zufahrten, die schon wieder zerfallen.

Ein kleinerer weißer Siedlungskomplex ist fertig, aber  Bauruinen zeugen von überzogenen Erwartungen.

In Asilah lerne ich endlich drei Mitreisende kennen, mit denen ich schon e-mail Kontakte hatte. Der vorgeschlagene Stellplatz wird leider gerade renoviert. So ziehe ich den einfachen stadtnahen Campingplatz vor.

Asilah muss einfach gefallen.

Die Medina, das touristische Kapital von Asilah, wird immer wieder von Künstlern mit Wandgemälden aufgehübscht oder anderweitig dekoriert, so wie im Bild mit Teppichen.

Die untergehende Sonne taucht die Küste in ein magisches Licht – einfach nur schön.Am Straßenrand werden Erdnüsse in Mengen angeboten – offensichtlich auch gekocht, wie ich das in Florida erlebt haben.

Dezember 17

Tanger

Freitag, 15. Dezember
Ibn Battuta, Weltreisender im 14. Jh, stammte aus Tanger. Erich Follath begab sich im Jahr 2015 auf eine Reise auf den Spuren von Ibn Battuta. Ausgerechnet auf der Fähre von Sète nach Tanger begann ich das Buch „Jenseits aller Grenzen“ über den Abenteurer Ibn Battuta von Erich Follath zu lesen. Der Autor verknüpft im Buch Teile des mittelalterlichen Reiseberichts mit seinen beruflichen Erfahrungen als Diplomatischer Korrespondent und den im Jahr 2015 gemachten Beobachtungen an 13 Stationen zwischen Tanger, Jakarta, Hangzhou und Istanbul. Die Landkarte des Reisenden berichtet noch von vielen Orten, die Ibn Battuta zwischen den Jahren 1325 und 1352 besuchte. Doch die Aktualität bezüglich der Weltlage im 21. Jh finde ich in dem vorliegenden Buch mit eben 13 Kapiteln und einem Nachwort mit Bezug auf jüngste (Anfang 2017) politische Vorgänge beeindruckend.

So, jetzt habe ich als Tourist ( „… where are you from?“), die Medina von Tanger besucht. Das Grabmal von Ibn Battuta ist heute leicht zu finden, denn die Stadt ließ auffällige Markierungen ‚Tombeau de Ibn Battuta–>‘ an Häusern im Gassengewirr der Median anbringen.

Die Tür zum kleinen Gebäude ist natürlich verschlossen.

Freitag ist ja Feiertag – alles (hauptsächlich Männer) strebt zum Freitagsgebet in die Moscheen. Die meisten Läden sind erstmal geschlossen. Deshalb kann ich recht ungestört durch die Gassen streifen. Männer biedern sich immer wieder als Führer an, doch ich kann sie manchmal durch „Ich liebe es, mich in der Medina zu verlaufen“ abschütteln.


Interessant das Museum in der Kasbah mit den Funden aus verschiedenen Besiedlungsepochen.

Danach ein Bummel wieder durch die Gassen zum „Petit Socco“, dem zentralen Platz, an dem berühmte Hotels und Treffpunkte wie das Café Tingis liegen.

schickes Hotel

Die Zeiten haben sich geändert und der Verfall ist nicht zu übersehen.

Shabby Hotel

Reiseführer behaupten aber, dass man sich heute um den Erhalt des Bestehenden bemüht. Mein Mittagessen besteht aus einem frisch gebackenen eierkuchenähnlichen Fladen und einem Tee von frischer Minze.
Da mich das Miteinander der Religionen interessiert, suche ich noch die Synagoge auf, die innen reich ausgestattet ist. Man öffnet für mich sogar den Schrein mit den Thorarollen. Außerhalb der Stadtmauer liegt der Jüdische Friedhof.

Er wird von drei Frauen bewacht. Mein Trinkgeld finden sie zu knapp, da sie ja zu dritt sind! Stört mich gar nicht, sollen sie doch schwesterlich teilen.
Die katholische Kathedrale ist leider geschlossen und an der Anglikanischen Kirche bin ich irgendwie vorbeigelaufen.
Im schönen „Old American Legation Museum“ sehe ich viele Erinnerungen an amerikanische Intellektuelle, Künstler und Politiker, sowie Dokumente der jahrhunderte alten Freundschaft zwischen den USA und Marokko. Der große Speisesaal ist um diese Zeit sogar schon mit einem  Christbaum geschmückt.
Zum Abschluss des Tages gönne ich mir Kaffee und Kuchen in einem internetfähigen Café am Place de Koweit. Nach 5 Reisetagen kann ich endlich ein Lebenszeichen von mir geben. Zum Glück hat noch niemand eine Vermisstenanzeige aufgegeben.
Ich bin sicher, dass ich wichtige Gebäude und Orte in der Stadt nicht gesehen habe. Man könnte schließlich wiederkommen!

Nachtrag: E. Follett schreibt ‚Ibn Battuta‘ ich las aber auch ‚Ibn Battouta‘ oder ‚Ibn Batouta‘. 

Dezember 15

Unterwegs nach Marokko

Dienstag:  Anstatt loszufahren, wäre ich lieber im warmen Zuhause geblieben! Es war kalt, regnete oder schneite sogar. Also wirklich kein Wetter zum Reisen. Von Bern bis Grenoble Dauerregen – eine üble Fahrerei in die Nacht hinein.

Aber ich hab’s geschafft bis Les Echelles, das ist etwa 20km westlich von Chambery. Ein liebevoll eingerichtetes Privatzimmer und ein warmer Empfang durch die Gastgeber haben mich entschädigt.

Donnerstag, 14. Dezember:

Überstanden habe ich auch die Überfährt nach Tanger etwas über 40 Stunden mit Stop in Barcelona. Etwas zäh dann die Zollabfertigung, da hauptsächlich Marokkaner mit vollgestopften Autos auf dem Schiff waren.

Schau mal, Gibraltar

Endlich losgelassen fährt mein Bus mich über die Küstenstraße N16 nach Tanger. Der Campingplatz Miramonte liegt ideal zur Stadtbesichtigung – leider geschlossen! Die Wächterjungs lassen mich aber zur Übernachtung rein!

Freitag, 15. Dezember:

Den Bus lasse ich einfach auf dem Campingplatz stehen. Stadtbesichtigung! Median, Kasbah mit Museum, Phönizische Gräber, Synagoge, … Jetzt endlich sitze ich in einem guten Café mit Internet und melde mich gesund und munter. Hoffe, dass ihr mich nicht vermisst habt.

Dezember 10

Abfahrtbereit

Heute, Samstag, den 9. Dezember, ist der Bus tatsächlich fertigepackt. In Tettnang wurde ich von Waltraud, Alex und Annelies mit vielen guten Wünschen auf die Reise eingestimmt. Das Abendessen dazu war Spitze!

In Langenargen habe ich mich auch schon beim Abendessen mit den Kindern verabschiedet. Von Inka bekam ich weihnachtliche Verpflegung zugesteckt, die muss noch 2 Wochen unter Verschluss bleiben!

Zwischen den anerkennenden Worten spüre ich bei allen, mit denen ich spreche, leise Bedenken zu meiner Unternehmung. Finde ich berechtigt, denn sie kennen ja meine jüngsten Baustellen. Es gibt Menschen, die unternehmen Reisen ohne ihren Wohnort zu verlassen. Ich gehöre nicht zu den glücklichen und muss die häusliche Bequemlichkeit aufgeben, um das Andere, was es auf der Erde noch gibt, kennen zu lernen. Der sesshafte Reisende mag das „Andere“ besser zu erfassen, als ich es je fertigbringe. Die körperliche und geistige Herausforderung, mich in fremder Landschaft, in unbekannten Städten zurecht zu finden, das zieht mich an. Falls ich dabei etwas über das Land in Erfahrung bringe, um so besser.