Tanger
Freitag, 15. Dezember
Ibn Battuta, Weltreisender im 14. Jh, stammte aus Tanger. Erich Follath begab sich im Jahr 2015 auf eine Reise auf den Spuren von Ibn Battuta. Ausgerechnet auf der Fähre von Sète nach Tanger begann ich das Buch „Jenseits aller Grenzen“ über den Abenteurer Ibn Battuta von Erich Follath zu lesen. Der Autor verknüpft im Buch Teile des mittelalterlichen Reiseberichts mit seinen beruflichen Erfahrungen als Diplomatischer Korrespondent und den im Jahr 2015 gemachten Beobachtungen an 13 Stationen zwischen Tanger, Jakarta, Hangzhou und Istanbul. Die Landkarte des Reisenden berichtet noch von vielen Orten, die Ibn Battuta zwischen den Jahren 1325 und 1352 besuchte. Doch die Aktualität bezüglich der Weltlage im 21. Jh finde ich in dem vorliegenden Buch mit eben 13 Kapiteln und einem Nachwort mit Bezug auf jüngste (Anfang 2017) politische Vorgänge beeindruckend.
So, jetzt habe ich als Tourist ( „… where are you from?“), die Medina von Tanger besucht. Das Grabmal von Ibn Battuta ist heute leicht zu finden, denn die Stadt ließ auffällige Markierungen ‚Tombeau de Ibn Battuta–>‘ an Häusern im Gassengewirr der Median anbringen.
Die Tür zum kleinen Gebäude ist natürlich verschlossen.
Freitag ist ja Feiertag – alles (hauptsächlich Männer) strebt zum Freitagsgebet in die Moscheen. Die meisten Läden sind erstmal geschlossen. Deshalb kann ich recht ungestört durch die Gassen streifen. Männer biedern sich immer wieder als Führer an, doch ich kann sie manchmal durch „Ich liebe es, mich in der Medina zu verlaufen“ abschütteln.
Interessant das Museum in der Kasbah mit den Funden aus verschiedenen Besiedlungsepochen.
Danach ein Bummel wieder durch die Gassen zum „Petit Socco“, dem zentralen Platz, an dem berühmte Hotels und Treffpunkte wie das Café Tingis liegen.
Die Zeiten haben sich geändert und der Verfall ist nicht zu übersehen.
Reiseführer behaupten aber, dass man sich heute um den Erhalt des Bestehenden bemüht. Mein Mittagessen besteht aus einem frisch gebackenen eierkuchenähnlichen Fladen und einem Tee von frischer Minze.
Da mich das Miteinander der Religionen interessiert, suche ich noch die Synagoge auf, die innen reich ausgestattet ist. Man öffnet für mich sogar den Schrein mit den Thorarollen. Außerhalb der Stadtmauer liegt der Jüdische Friedhof.
Er wird von drei Frauen bewacht. Mein Trinkgeld finden sie zu knapp, da sie ja zu dritt sind! Stört mich gar nicht, sollen sie doch schwesterlich teilen.
Die katholische Kathedrale ist leider geschlossen und an der Anglikanischen Kirche bin ich irgendwie vorbeigelaufen.
Im schönen „Old American Legation Museum“ sehe ich viele Erinnerungen an amerikanische Intellektuelle, Künstler und Politiker, sowie Dokumente der jahrhunderte alten Freundschaft zwischen den USA und Marokko. Der große Speisesaal ist um diese Zeit sogar schon mit einem Christbaum geschmückt.
Zum Abschluss des Tages gönne ich mir Kaffee und Kuchen in einem internetfähigen Café am Place de Koweit. Nach 5 Reisetagen kann ich endlich ein Lebenszeichen von mir geben. Zum Glück hat noch niemand eine Vermisstenanzeige aufgegeben.
Ich bin sicher, dass ich wichtige Gebäude und Orte in der Stadt nicht gesehen habe. Man könnte schließlich wiederkommen!
Nachtrag: E. Follett schreibt ‚Ibn Battuta‘ ich las aber auch ‚Ibn Battouta‘ oder ‚Ibn Batouta‘.