Februar 3

Chefchaouen Rif

Chefhaouen

Hier in diesem kleinen blau-weißem Ort endet unsere gemeinsame Tour durch Marokko. Der Regen passt sogar zur besinnlichen Abschiedsstimmung. Eva lädt uns noch zu einem Abschiedsessen in der malerischen Altstadt ein. Am nächsten Morgen fahren drei Mobile zur Fähre nach Tanger-Med. Wir anderen drei müssen noch zwei Tage ausharren, bis unsere Fähre nach Genua ausläuft.

Ich mache mich auf den Weg zur Mittelmeerküste quer durch das Rif. Eine wilde Gebirgslandschaft, in der die Bauern ziemlich viel Cannabis anbauen, den sie offiziell gar nicht verkaufen dürfen!

Brotbackofen

Ende der Marokkotour vom Mitte Dezember 2017 bis Anfang Februar 2018

Jetzt stehe ich am Heck der Autofähre nach Genua. Windy verspricht ruhige See für die Zeit der Überfährt. Meine Kabine ist in Ordnung und liegt weit vorne, dort ist das Motorgeräusch geringer.

Gibraltar grüßt Afrika

Von den Küstenbergen hatte ich eine grandiose Sicht nach Europa.

Am Straßenrand stehen vereinzelt Schwarzafrikaner, die mitgenommen werden wollen. Im Fährhafen gibt es mehrfache Kontrollen auf illegale Mitreisende. Zuletzt sogar mit Röntgengerät, welches über der Fahrzeugreihe hingeführt. (Man verlässt natürlich das Auto während der Prozedur.)

Februar 2

Die Königsstädte Fès und Meknes

Sonntag, 28. Januar: Fès

Wir, also auch ich, sind schon ein wenig gesättigt von den vielen Eindrücken der vergangenen Wochen. Und, das darf auch sein, reisemüde. Die Lage der Stadt, die Vielfalt der Stadtteile – besonders die riesige Medina Fès el-Bali – sind so faszinierend, dass ich begeistert bin und die Unannehmlichkeiten, wie den kalten Wind und die ungemütliche Übernachtung auf dem Parkplatz am Bab Boujeloud als nebensächlich betrachten kann.
Am ersten Tag laufen wir durch das ehemalige Judenviertel Fes el-Djedid sowie an den goldenen Toren des Königspalastes vorbei. Ich lasse mich per Taxi zum Waffenmuseum in der Festung Bordj Nord fahren. Nicht weil ich sonderlich an der Waffensammlung interessiert bin, sondern weil man vom Dach des Museums eine gute Aussicht über die Medina bis zu den schneebedeckten Bergen des Mittleren Atlas bekommt.

Am Abend trifft sich unsere Gruppe mit Thomas Friedrich, der in Marokko eine Olivenplantage und weitere Geschäfte betreibt. Wir sitzen in einem Restaurant zusammen und Thomas beantwortet nicht nur unsere Fragen zum Land, sondern erzält sehr ausführlich von den Problemen, die eine Familie oder die ein Unternehmer täglich bewältigen muss. Für uns unvorstellbare bürokratische Verhältnisse wie etwa der Umstand, dass eine Geburtsurkunde nur drei Monate Gültigkeit hat und daher bei jedem Bedarf neu ausgestellt werden muss. Die Mentalität und die religiöse Ausrichtung der Bevölkerung die man als Tourist exotisch empfindet, muss ein Mitteleuropäer, der hier Familie und ein Unternehmen hat, gut kennen und beachten. Thomas betreut mit seiner Familie nebenher noch zwei schwererziebare Jungen aus Deutschland.

Am nächsten Morgen, Montag, 29. Januar, führt uns Christian durch die Medina. Wir legen in den verwinkelten Gassen eine Wegstrecken von mehr als 10km zurück und bekommen einen guten Einblick in die große Altstadt.

 

Nichts für empfindliche Nasen ist der Besuch bei den Gerbern. Wir Besucher erhalten gleich mal etwas Pfefferminzkraut als Gegenmittel zum Geruch. Dann steigen wir 4 Stockwerke zu einer Aussichtsterrasse hoch. Von dort hat man einen Überblick über die vielen Bottiche ais Beton mit diversen Flüssigkeiten zum Gerben und Färben des Leders. Die Männer arbeiten mit Händen und Füßen teilweise stehend im Bottich. Wir erhalten von einem Führer Erklärungen auf Deutsch zum Gerb- und Färbvorgang. Er spielt durch Hinweis auf „natürliche“ Gerbstoffe und Farben die gesundheitliche Gefahr der Arbeit herunter. Klar, dass er anschließend den Kauf von Lederwaren in den unteren Stockwerken empfielt. Die Qualität der Angebote scheint hier wirklich gut zu sein.

Einer der vielen Brunnen
Koranschule

Brunnen gibt es viele in der Medina. Leider sind nur noch wenige in Betrieb. Hier ein besonders schön verzierter neben ein Moschee.

Wir können eine ehemalige Koranschule besichtigen. Die Wohnräume der Schüler befinden sich in den oberen Stockwerken.

Beim gemeinsamen Mittagessen im oberen Stockwerk eines Restaurants sind wir überrascht durch angenehmes Ambiente, schnelle Bedienung, gutes Essen und moderate Preise. Das ist in Fès nicht selbstverständlich, denn die Stadt ist schon sehr auf Touristen eingestellt.

 

 

 

Dienstag, 30. Januar:

Nach einer zweiten Nacht auf dem Parkplatz in Fès fahren wir nach Meknes, der dritten Königsstadt auf unserer Reise. Dort hatte der Alawidenherrscher Moulay Ismail große Paläste gebaut. Heute erstreckt sich über dem Gelände der zerstörten Paläste ein Golfplatz – und der gehört dem König! Wir starten sehr früh, um bis 10 Uhr morgens auf dem Parkplatz zu sein. Eine sehr gute Entscheidung, denn es wird dort eng werden tagsüber.

Bab El Mansour in Meknes

 

Meknes ist dennoch Interessant wegen der Handwerker in der Medina. Weber, Schreiner, Eisen- und Kupferschmiede u.a. Eine Besonderheit sind auch die Damaszenerarbeiten, bei denen Muster mit feinen Silberdrähten auf aufgeraute Eisenplatten aufgehämmert werden.

Die Verkaufsstände in der kleinen Markthalle mögen vor 100 Jahren schon genauso ausgesehen haben. Und bestimmt roch es damals auch so undefinierbar. Olivenberge über denen der Verkäufer thront, Metzger, die Kuhfüße, Ziegenköpfe, Innereien aller Art anbieten, Geflügelhändler unter Girlanden aus ganzen geschlachteten Hühnern daneben auch an den Füßen zusammengebundene lebende Hühner, Bäcker mit Unmengen von Kleingebäck, Gewürzhändler, die ihre Würzmischungen zu bunten Bergen türmen und ganz am Ende hocken Bäuerinnen mit Töpfen voller Nudelkringel, die anscheinen schon mal angebraten sind. Da möchte ich schon mal probieren, traue mich dann doch nicht.

Einkaufsgetümmel

Den ganzen Abend tobt in der Altstadt das Geschrei der Händler. Man kommt kaum durch die Gassen, so drängen sich die Menschen an den unzähligen Ständen mit Kleidern, Haushaltsartikeln und sonstigem Krimskram vorbei. Es sind Einheimische, Touristen sehe ich kaum und es gibt auch keine Belästigungen durch Verkäufer. Zurück am Bus bis ich richtig erleichtert, diesem Getümmel entkommen zu sein!